Ganz schön lang mussten wir uns gedulden, aber vorletzte Woche war es endlich so weit und die LKWs aus Italien sind angerückt. Beladen mit – unserem Haus! Also größtenteils. Finally!!! 

Wir hören ganz oft, dass ihr so interessiert daran seid, wie wir eigentlich bauen (hier gibt´ s den Startschuss nochmal zum Nachlesen). Nicht nur optisch, sondern auch konstruktiv und technisch. Das geht sicher nicht jedem so, deswegen versuchen wir uns mal an einem Spagat, der keinen langweilt, die Interessierten unter euch aber mit ein paar Infos versorgt. 

Auf die Größe kommt´s doch an 😉

Geliefert wurden insgesamt 900 Quadratmeter Vollholzwände. Nicht, dass das jetzt missverständlich klingt, wir haben keine 900 Quadratmeter Wohnfläche. Auch nicht die Hälfte. Architektur nach unserem Geschmack und Wohnqualität so, wie wir sie uns wünschen braucht kein großes Format. Für uns zumindest nicht. Aber wie Bewohner leben möchten ist ja die zentrale Frage des Hausbaus und so individuell, dass wir immer nur von uns sprechen können. Es ist ein für uns wunderschönes und durchdachtes Haus, das perfekt auf unsere Bedürfnisse und Anforderungen zugeschnitten ist. Für viele mögen bspw. mehrere Kellerräume irre praktisch sein, wir benötigen sie aber einfach nicht, denn die Erfahrung hat gezeigt, dass all unsere Kellerabteile in den vergangenen Wohnungen bis oben vollgestopft waren, allerdings nicht wirklich sinnig. Wir schleppen mit, was wir vielleicht irgendwann meinen brauchen zu können und am Ende landet es dann doch oft im Container. Genauso ist es mit der Wohnfläche an sich. Wir haben nicht das Gefühl, dass wir in einem 100 Quadratmeter großen Wohn- und Essbereich leben müssen. Wir sind gerne zusammen und auch nah beieinander und Freunde kurzer Wege.

Perfektion ist nicht dann erreicht, wenn es nichts mehr hinzuzufügen gibt, sondern wenn man nichts mehr weglassen kann.

… sagte Antoine de Saint-Exupéry und das könnte ungefähr unser Hausmotto sein. Unser Grundriss ist offen und kommunikativ, aber kompakt und auf das Wesentliche reduziert. Wenn man uns vor die Wahl stellt, ob wir mehr Wert legen auf eine große Wohnfläche oder auf die Ausstattung und die Auswahl der Materialien, würden wir uns definitiv für letzteres entscheiden.

Haben wir ein Fertighaus ?

Nachdem vorletzte Woche also die LKWs mit unseren Wänden und Fenstern anrollten, konnten wir innerhalb von 3 Tagen endlich in dem Haus stehen, an dem wir schon über ein Jahr rumplanen.

Obwohl die Wände fertig zu uns kamen, ist es kein Fertighaus. Wir haben es gemeinsam mit unserem tollen (quasi freien) Architekten Jannis Merz geplant, der sofort verstanden hat, welche Formensprache wir sprechen und welches Raumkonzept wir uns für unsere kleine Familie wünschen. Und als der Plan stand, haben wir uns auf die Suche gemacht nach einem Unternehmen, das uns den Rohbau ausführt.

Warum ein Haus aus Holz ?

Wir stiegen konkreter in die Hausplanung ein und uns wurde sehr schnell klar, dass unser Haus aus statischen Gründen eine Herausforderung für den konventionellen Ziegelbau darstellt.

Darum kam es uns gerade recht, als unser Architekt einen Holzbauer aus Norditalien entdeckt hat, der ein individuell geplantes Haus aus massiven Vollholzplatten CAD-fräst, liefert und aufstellt. In unserem Fall zudem gewillt war, sich den statischen Anforderungen anzunehmen 😉 und nach unseren Vorstellungen umzusetzen. Und die Statik war nicht ohne.

Jetzt haben wir ein Haus, das von oben bis unten aus Fichtenholz gefertigt wurde. Keine Holzständerbauweise. Massives, verleimtes Fichtenholz, durch und durch. Alle Holzwände mindestens 10 cm stark. Wir fühlen uns wie in einer Fichtensauna, es ist genial. Das Klima ist jetzt schon unheimlich toll. Ökologisch. Wohngesund. Wir leisten unseren Beitrag zum positiven Life Cycle Assessment 😉 . Übrigens wird es innen und außen verkleidet. Ein Holzhaus kann, muss aber nicht rustikal sein.

Sämtliche Gewerke all inclusive?

Nee, ist ja wie gesagt kein Fertighaus. Der Holzbauer fing urspr. an als Fensterbauer und nun, wo wir in unserem Rohbau stehen, wird uns einmal mehr klar, wie goldrichtig die Entscheidung war, Fenster, Türen und Wände aus einem – und zwar seinem Werk kommen zu lassen. Ansonsten organisieren und koordinieren wir alle darauffolgenden Gewerke selbst (sprich Elektrik, Heizung und Sanitär, Dämmung, Dacheindeckung, Estrich, Trockenbau, Böden usw.).

Nochmal kurz zurück zu unserer Wohnfläche: damit wir auf unserem reduzierten Grundriss optisch Großzügigkeit erzeugen, war es uns wichtig, deckenhohe Glasfronten und einen mehrgeschossigen Luftraum einzubauen. Und zwar über die gesamte Süd- und Westseite.

Konstruktiv konnte das nur realisiert werden, indem die längste Glasfront im Haus – 13 Meter lang – in einem Stück geliefert und montiert wurde.

Der Kran, der diese Glasfront heben konnte, sah dementsprechend fast aus wie einer, der beim Neubau eines 10-stöckigen Mehrfamilienhauses zum Einsatz kommt.

2,5 Tonnen wiegt die schwerste Fensterfront und wir zitterten ganz schön, als sie langsam über das 8 Meter hohe Gerüst auf die Bodenplatte gehoben wurde. Es ging aber alles gut.. 🙂 . Und nun steht sie da und wir können kaum fassen, WIE schön sie ist. Innen Holz, außen Alu, wie alle unsere Fenster (3-fach verglast). Lackiert in unserer Wunschfarbe (RAL 9004, ein schwarzgrau. Konnten wir uns aussuchen).

Status Quo

Wir leben quasi auf unserer Baustelle. Sind von morgens bis abends dort, daher seht uns die kleine Nachlässigkeit an Posts in letzter Zeit bitte nach 🙂 . Es gibt so viel zu tun und wir lieben es. Zeichnen jede Steckdose, jeden Lichtschalter, jeden Wandauslass an. Überlegen uns, wo wir am besten Surround-Boxen platzieren, wie wir Heizungskreise schalten, wo Rauchmelder hin müssen, auf welcher Höhe das Treppenlicht sein soll und und und. Jans großes Thema ist die Beleuchtungstechnik (und Staub und Späne wegsaugen), er steht auch regelmäßig bei Dämmerung auf der Baustelle und simuliert mit Taschenlampen diverse Lichtszenarien. Der Wertstoffhof stellt uns bald eine Dauerkarte aus. Wo kommt dieser ganze Dreck her???

Diese Woche wurden sämtliche Rohre für die kontrollierte Wohnraumbe- und Entlüftung verlegt, bald kommt die Fußbodenheizung. Wasser und Abwasser – check.

Dach- und Fassadendämmung sind auch schon dran (beides Holzweichfaser, 24 cm und 16 cm stark). Auf Anraten unseres Kaminbauers sollten wir vielleicht über einen Aschenbecher als Heizquelle nachdenken 😉 . Das Haus ist nämlich so dicht und gleichzeitig energieeffizient, dass wir uns jetzt schon auf unsere Nebenkostenrechnung freuen.

Es bleibt spannend 🙂

Falls ihr Interesse an mehr Infos habt, dürft ihr uns natürlich jederzeit gerne schreiben. So ein Hausbau in Eigenregie ist wirklich nicht ohne und wir können euch jetzt schon viele hilfreiche Tips geben, die euch später viel Zeit, Nerven und Geld sparen. Darüber aber ohnehin in einem anderen Post mehr 🙂

Liebe Grüße von der Baustelle

Julia & Jan


* Sämtliche Bilder für diesen Beitrag wurden mit der EOS 5D mark iii erstellt (Leihgabe von Canon, keine Zuwendungen erhalten).  
** Die Rechte der Bilder in diesem Beitrag liegen bei ©Jan Hartmann ©echt!Hartmann