Warten ist langweilig. Warten macht keinen Spaß. Warten ist doof. Vermutlich denkt sich das im Moment auch unser kleiner Mann, wenn er manchmal ungeduldig an der Scheibe klebt und nölt, während wir duschen oder uns in Ruhe die Zähne putzen wollen. Rockzipfelzupfend lässt er uns wissen, dass er gar kein Interesse hat am Warten und stattdessen gerne Aufmerksamkeit möchte. Jetzt. Sofort. Im Moment halten sich diese Situationen noch sehr stark in Grenzen, wenn man sich aber so umschaut, machen wir uns auf das schlimmste gefasst 😀 . Auch wenn sich´s nur um eine Phase handelt, wir merken trotzdem wie wichtig es uns ist, Niki beizubringen, dass und wie man wartet. Warten und Geduld sind schließlich zwei ganz wichtige persönliche Eigenschaften und eine der Voraussetzungen von Durchhaltevermögen.

Schwierig heutzutage, das merken wir ja auch. Der Mensch will (fast) alles. Und das am besten gestern. Das meiste ist ja auch innerhalb kürzester Zeit verfügbar. Wir sind das gewohnt. Wir werden schnell ungeduldig. Ungeduldig, weil man doch an der langsameren Kasse ansteht. Weil die Frau vor uns in der Schlange noch einen Plausch hält mit der Bäckerin. Weil man mal wieder im Feierabendverkehr feststeckt. Oder oder oder. Dabei wäre es oft so wichtig, nur im Moment zu sein.

Den Grundstein dafür, dass Niki lernt Geduld zu haben, den können wir vielleicht schon heute legen. Ein Baustein ist bei uns bestimmt nicht der, dass wir ihn ignorieren und hinter uns herschleifen, weil er sich an uns geklammert hat wie ein kleines Äffchen.

Hier ein paar Gedanken zum Thema Geduld und Warten:


Lernen, sich alleine zu beschäftigen

Uns ist es weiterhin ein großes Anliegen, dass Nikolas sich alleine beschäftigen kann (ohne Smartphone, Tablet oder TV – das gibt´s ja bei uns alles noch nicht). Denn dann fällt´s ihm leichter, die Zeit, in der er warten muss zu überbrücken. Bspw. mit Malstiften und Malblock, Puzzles, Spielfiguren, Singen tbc.

Langeweile?

Nicht gleich aufspringen, wenn er mal ruft (oder signalisiert) „mir ist langweilig“. Langeweile fördert Kreativität. Er darf sich nämlich gerne selbst überlegen, womit er sich die Zeit vertreiben könnte, wenn wir ihn nicht bespaßen können oder wollen (auch legitim).

Zeitmillionäre – und wir sind die Vorbilder

Vorleben: das gilt ja für alle möglichen Bereiche – wenn er sieht, dass auch Mama und Papa auf bestimmte Dinge geduldig warten, wird er mit der Situation vertraut, dass nicht immer alles sofort verfügbar ist. Das bedeutet aber auch, dass wir ihm Zeit geben müssen, die Welt zu entdecken, selbst wenn wir dann für eine Strecke von 300 m gerne mal eine halbe Stunde brauchen. Lustig, dass Kinder quasi Zeitmillionäre sind, sich voll und ganz in Momente hineinbegeben und alle Zeit der Welt haben – nur keine Geduld 😉

„Oma hüpf mal“

Angenommen wir sitzen beim Essen und Niki fragt nach einem Löffel – vielleicht nicht sofort aufspringen und ihm einen holen (im besten Fall kommt er selbst an die Schublade und kann ihn sich nehmen). Oder grundsätzlich alles stehen und liegen lassen, nur weil er uns JETZT etwas zeigen möchte.

Wir sprechen über Warten und Geduld

Damit er versteht, warum das so wichtige Eigenschaften sind. Und auch in Momenten, in denen er sehr ungeduldig wird und sich vielleicht sogar vor Wut und Enttäuschung auf den Boden wirft – mit ihm über seine Gefühle sprechen. Erklären, dass manche Dinge nicht beim ersten Versuch klappen. Er muss erst lernen, seine Emotionen zu regulieren. Lasst uns unseren Kindern dabei helfen.

Erster Griff – Tablet

Über TV als Babysitter haben wir ja schon hier geschrieben. Wenn man jetzt aber von älteren Kindern ausgeht, dann ist vor allem in der heutigen Zeit der Umgang in einem vernünftigen Maß mit den neuen Medien sicher gut. Was wir uns deswegen vornehmen: nicht sofort, wenn man im Wartezimmer sitzt, das Tablet zücken. Oder im Restaurant. Oder auf langen Autofahrten. Eben in all den Situationen, in denen es so einfach wäre, das Kind sofort mit Spielen oder Videoclips zu beschäftigen.

Gesprächskultur

Nach Möglichkeit unterbrechen sich Erwachsene im Gespräch nicht und das sollten auch Kinder nicht tun. Wenn der Zwerg also ins Gespräch quatscht, ihm vielleicht kurz liebevoll die Hand auf den Arm legen – so fühlt er sich gehört, weiß aber, er muss sich noch einen Moment gedulden.

Keep calm

Auf der Herdplatte köchelt die Suppe, es klingelt an der Tür und der Kleine hat sich am Hosenbein festgekrallt und protestiert lautstark – jetzt nicht hektisch werden. Ruhe ausstrahlen – das überträgt sich auf die Kleinen.

Money, money, money

Eine Überlegung für in ein paar Jahren: mal angenommen, Niki möchte sich etwas kaufen, aber das Taschengeld reicht nicht aus. Für sein ferngesteuertes Auto müsste er ganz schön lang sparen. Jetzt würde es uns als Eltern nicht weh tun, ihm das Geld zu leihen, damit er sich seinen Wunsch erfüllen kann. Er würde sich also morgen das Auto kaufen und das Geld nach und nach bei uns abstottern. Das wäre wohl in mehrerer Hinsicht falsch: erstmal bekommt er so kein Gefühl für Geld und außerdem ist es für ihn sicher keine gute Übung in Geduld. Manche Dinge kann man eben nicht sofort haben. Geht Mama und Papa ja genauso.

Erwartungshaltung

Keine falschen Erwartungen an das Kind haben, Warten sollte immer altersgerecht stattfinden und auch langsam aufgebaut werden. Der Zeitbegriff von Kleinkindern (um die 2 Jahre) überschreitet 2-3 Minuten ganz bestimmt nicht. Besser ist es sowieso, man erklärt, was man noch machen muss, bevor es auf den Spielplatz geht (bspw. einkaufen).

Seid ihr geduldig? Ist das für euch eine wichtige Eigenschaft?

 

Liebe Grüße,

Julia und Jan

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