Das Formazzatal liegt im nördlichen Teil des Piemonts und bildet die geografische und natürliche Grenze zur Schweiz. Es ist die einzige Walser Kolonie, die direkt an die Region Goms grenzt.

Ähh Moment. Goms? Walser?

Ein kleiner Exkurs: vor ungefähr 700 Jahren verließen immer mehr alemannisch sprechende Siedler aus dem Goms ihre Heimat. Das Goms ist das obere Rhonetal im heutigen Kanton Wallis. Diese Auswanderer (genannt Walser) sind Spezialisten für die Besiedlung von Hochtälern. Fast alle diese Täler waren ausgesprochen abgeschieden. Durch diese Abschottung von der Außenwelt entwickelten die Walser lokale Eigenheiten in Baustil, Brauchtum, Tracht und Arbeitstechniken. Auch heute gibt es noch rund 150 Walsergemeinden in der Schweiz, in Liechtenstein, Italien und Österreich.

// Das Formazzatal //

Man erreicht das Formazzatal über den Simplontunnel. Das ist ein knapp 20 km langer, zweiröhriger Doppelspur-Eisenbahntunnel zwischen der Schweiz und Italien. Alternativ könntet ihr auch über den Pass fahren.

Das Tal zeigt Eigenschaften eines Hochgebirges (mit Gletschern, Gletschermühlen, Ebenen und Plateaus) und ist wirklich wunderschön. Erinnert ein bisschen an die Landschaft einer Modelleisenbahn. 🙂

// Der Wasserfall Cascata del Toce //

Charakteristisch für das Formazzatal sind die vielen Wasserfälle. In der Ortschaft La Frua auf rund 1.860 Metern Höhe findet sich wohl der bekannteste und schönste Wasserfall der Alpen: der Cascata del Toce.

Er fächert sich zu einer Breite von 60 Metern auf und hat einen Sprung von rund 140 Metern Höhe.

Überwältigend stürzen die Wassermassen hier in die Tiefe. Er wird zur Energiegewinnung verwendet und normalerweise durch Leitungen geführt. Deswegen kann das Naturschauspiel nur an bestimmten Tagen und zu bestimmten Zeiten bewundert werden.

Wer sich zum Fuß des Wasserfalls vorarbeiten möchte, ….

… der zieht am besten wahlweise Gummi-/ Wanderstiefel an, oder steht knietief in der Scheiße. 😉 Denn hier grasen viele, viele Kühe.

Auf dem Aussichtspunkt des Wasserfalls seid ihr vor dampfenden Kuhfladen sicher, dafür solltet ihr allerdings schwindelfrei sein.

Man bekommt von dort oben einen atemberaubenden Blick auf das Tal und den oberen Bereich des Wasserfalls.

Faszinierend am Cascata del Toce ist auch die Gebirgslandschaft, die das Naturspektakel einbettet.

Nahe dem Wasserfall befindet sich eine Hochebene, deren Flora fast an einen Garten Eden erinnert.

Von dieser Hochebene zweigen unzählige Wanderwege ab, die angeblich zu den schönsten Bergseen des Formazzatals führen.

// Einkehren in der Walser Schtuba //

Fährt man in den oberen Abschnitt des vom Fluss Tice gebildeten Tals, kommt man in die Siedlung Riale.

Deren walserdeutscher Name ist „Chärbäch“, mit ihren sonnenverbrannten Holzhäusern und Speichern erinnert sie stark ans Goms.

Dort kehrten wir auf einen schnellen Cappu und ein Stückchen Kuchen ein in die Walser Schtuba

Ein traditionelles, alpines Restaurant hoch über dem Talboden mit großzügiger Terrasse für die sonnige Jahreszeit. Im Restaurant gibt es modern interpretierte Spezialitäten der Region. Die Küche hatte bei unserem Besuch allerdings leider geschlossen. Hätten wir ansonsten gerne probiert, an der Tür hängt eine Auszeichnung vom Guide Michelin. 

Solltet ihr in der Region Lago Maggiore sein, empfiehlt sich ein Abstecher ins Formazzatal auf jeden Fall.

Alpine Grüße,

die Hartmanns