Kreativität ist ja ein ganz schillernder Begriff, bei dem viele gleich mal an die „Spezies“ 😉 Künstler denken, dabei geht die eigentlich jeden was an. Richard David Precht schreibt in seinem neuen Buch:

Intelligenz ist das, was man benutzt, wenn man nicht weiß, was man tun soll. Und Kreativität ist das, was man einsetzt, wenn man nicht weiß, was genau dabei herauskommt.

Trotzdem geht es für viele Leute auch ohne, was ja eigentlich richtig ist, so lange alles beim alten bleibt, keine großen Veränderungen anstehen und man halt einfach macht, „was man immer schon gemacht hat“. Fast forward 2017, denn Kreativität gilt heute als eine der Schlüsselqualifikationen unserer Zukunft. Gefragt sind Imaginationsgabe, Originalität, Ideen. Und deren Treibstoff? Kreativität. Ein kreativer Mensch übernimmt nicht einfach gewohnte Denkmuster, er überträgt auch nicht Erfahrungen der Anderen auf seine Lebenssituation. Stattdessen denkt und probiert er selbst, weicht von der Norm ab, macht seine eigenen Erfahrungen, richtet sich neu aus und kommt zu eigenständigen Ergebnissen. An Probleme und Problemlösungen geht er assoziativ und fantasievoll ran. 

Im Gegensatz zu Erwachsenen sind Kinder von Natur aus kreativ. Ungebunden an gesellschaftliche Richtlinien und Normen sind sie nämlich neugierig, flexibel und herzlich wenig am Produkt ihrer Tätigkeit interessiert. Für sie ist der Prozess das Entscheidende (und aus pädagogischer Sicht auch das Wichtige). Sie entwickeln kreative Ideen, probieren die aus und ihre Fantasie geht dabei weit über Malen und Basteln hinaus. Wenn sie dann kreative Erfolgserlebnisse haben, machen die sie zusätzlich glücklich. Die Kreativität unsere Kinder sollte also unbedingt gefördert werden und Studien haben auch gezeigt, dass sie davon ein Leben lang profitieren können. Das betrifft die sprachlichen Fähigkeiten, das mathematische Verständnis, Lernverhalten und nicht zuletzt auch die Fähigkeit, mit Problemen umzugehen.

Eine perfektionierte Welt, in der Kinder nur noch konsumieren brauchen, regt jetzt nicht unbedingt dazu an, mal die Perspektiven zu wechseln und Grenzen zu überschreiten. Darum sind wir als Eltern gefragt und wir stellen euch heute ein paar Möglichkeiten vor, die Entwicklung und Kreativität unserer Kinder zu fördern:


Materialien zur Verfügung stellen

Wir meinen Materialien aller Art, die eine große Bandbreite an Anwendungsmöglichkeiten zulassen: Stifte, Papier/ Pappe/ Folien, Kreide, Wassermal- und Fingerfarben, Knete, Sand, Holz, Stoffe/ Fäden, Wachsmalstifte, aber auch Puppen, Bauklötze etc. Und zwar für die Kleinen frei und leicht zugänglich und nicht in irgendwelchen Kisten verstaut. Eine richtige kreative Entfaltung würde übrigens bedeuten, dass es kein Malen nach Zahlen, Ausmalbücher oder Kreativbastelsets gibt. Vorgaben und Anleitungen sind nicht wirklich ein Nährboden für Kreativität und um schöpferische Ideen zu fördern, muss erstmal das Gehirn angeregt werden. Womit wir zum nächsten Punkt kommen:

„Das geht so…“

In die Falle sind wir wahrscheinlich alle schonmal getappt. Auch wenn´s gut gemeint ist, damit schränken wir unsere Kleinen nur ein. Kinder wollen erfahren, wie die Dinge funktionieren und sollten dabei auch ihren kreativen Freiraum bekommen und nicht so viel Verbesserungsvorschläge, Belehrungen und/oder Kontrolle. Viel schöner und ermutigender für sie ist es, wenn man ihnen bspw. sagt „ich finde es so schön, dir beim Malen zuzuschauen“ oder „du bist ein toller Künstler“, so haben sie die Möglichkeit, ihre Fantasie frei auszubauen. Ob wir ein Bild als hübsch empfinden, ist vollkommen unwichtig.

Veranstaltungen besuchen, aber auch Langeweile ermöglichen

Ob das Museen sind, Galerien, Kindertheater, Bastelgruppen – alles, was Kindern Kunst näher bringt ist super. Übrigens kann man damit eigentlich gar nicht früh genug anfangen. Wenn die Tage allerdings voll verplant sind mit Treffen, Kursen, Gruppen usw., dann ist das deswegen nicht förderlich, weil Kreativität Zeit und Raum braucht zur Entfaltung. Und übrigens auch Ruhe. Manchmal ist es wichtig, dass Kinder einfach nur ungestört kreativ sein können. Aus Langeweile entstehen oft die besten Ideen, weil sich das Kind überlegen muss, wie es sich beschäftigen könnte.

Die Kunstwerke ausstellen

Das hat den Sinn, dass die Kinder spüren und sehen, dass ihre Eltern ihre Kunstwerke schätzen und toll finden. Wenn dann noch häufig über sie gesprochen wird – umso besser.

Es funktioniert nicht

Und auch das, also sozusagen „Niederlagen“ und der damit verbundene Schmerz gehören dazu. Aber es ist unsere Aufgabe, da zu sein, zu trösten und ggf. natürlich auch zu helfen. Und bei der Kunst gibt es übrigens auch gar kein falsch. Wenn irgendwas nicht so klappt, wie das Kind es sich vorgestellt hat, ist das vielleicht eine gute Möglichkeit, Improvisation und damit Flexibilität „zu lernen“. Bei Kreativität geht es ja schließlich ums um die Ecke denken.

Kreativität Vorleben

In erster Linie durch eine unkonventionelle Lebensweise. Das kann in Form eines Waldspaziergangs stattfinden, bei dem man tolle Materialien findet, die zu Hause zu einem Kunstwerk verarbeitet werden. Im gemeinsam Geschichten erfinden, rumalbern. Aber auch darin, das Chaos, das beim kreativen Werkeln entsteht, gelassen hinzunehmen. Macht gemeinsam Experimente, erforscht die Umgebung, verlasst eure Komfortzone.

 Das Kinderzimmer

Die Materialien sollten eigentlich überall im Haus für die Kinder gut zugänglich sein, aber wenn man jetzt mal ganz klassisch vom Kinderzimmer ausgeht (das eine anregende Atmosphäre fürs kreative Arbeiten sein sollte), dann gehört da auf jeden Fall ein Mal-/ Basteltisch mit Stühlen rein und im besten Fall auch Möbel, die z.B. Rollen unten dran haben, so dass die Kleinen ihr Zimmer immer wieder umräumen und damit neu gestalten können. Es sollte viel Raum für Bewegung bieten und nicht bis oben hin vollgestopft sein mit Spielzeug.

Wir haben Niki jetzt einen Maltisch mit Hockern bestellt und können es kaum abwarten, ihn in seinem neuen Zimmer aufzubauen und ihn euch zu zeigen 🙂 !

Wann und wie seid ihr kreativ?

Alles Liebe,

Julia und Jan


*** Photo Credit:

Bildergalerie gefunden hier 

Mädchen mit Fingermalfarben gefunden hier

Header Background ist ein Foto aus dem Instagram-Account von „klodid“

Kinderzimmer mit Kreidetafel:

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